Die „Zukunft der Arbeit“. Sie verspricht so viel, aber ich fürchte, sie hält nur sehr wenig. Das Problem ist uralt und besteht seit Anbeginn der technologischen Ära. Wir stecken in einem Teufelskreis fest, in dem wir eher Informatik als Gehirnforschung anwenden. Nehmen wir als Beispiel die E-Mail. Ja, sie ist ein unglaubliches Werkzeug, das die Kommunikation verändert hat (schneller, größer und billiger sind die offensichtlichsten Erfolgsbarometer), aber sie kann nicht die Art und Weise nachbilden, wie Menschen mit physischer Post umgehen.
Wenn wir einen Stapel Briefe (E-Mails auf Papier) erhalten, sortieren wir ihn instinktiv nach unmittelbarer Relevanz und erstellen dynamische Stapel für Rechnungen, persönliche Korrespondenz oder dringende Angelegenheiten. Es ist ein fließender und anpassungsfähiger Prozess, der von einer Komplexität des Kontexts angetrieben wird, die weit über diesen Stapel hinausgeht. Er passt perfekt zu unserem Gehirn, das darauf programmiert ist, räumliche Zusammenhänge zu verstehen. Doch E-Mails, die tief in der Informatik verwurzelt sind, erfordern von uns, Kategorien vorab zu definieren, Etiketten zuzuweisen und uns durch starre Strukturen zu navigieren, die nicht von Natur aus zu unseren kognitiven Prozessen passen.
Die Wissenschaft der Verwaltung digitaler Inhalte
Es gibt ein großartiges Buch mit dem Titel „The Science of Managing Our Digital Stuff“ von Ofer Bergman und Steve Whittaker, das sich damit beschäftigt, wie unser Gehirn mit Informationen umgeht. Es zeigt, wie die traditionelle Informatik unsere evolutionären Prädispositionen übersieht. Wenn wir beispielsweise digitale Dokumente verwalten, kämpfen wir oft mit vordefinierten Ordnerstrukturen und Namenskonventionen. Im Gegensatz dazu ist unser Gehirn geschickt darin, physische Objekte spontan nach ihrer unmittelbaren Wichtigkeit zu organisieren.
Diese Diskrepanz unterstreicht die Notwendigkeit eines intuitiveren, gehirnfreundlicheren Designs unserer Computerumgebungen. Diese Gedanken werden durch Cal Newports Konzept des „hyperaktiven Schwarmbewusstseins“-Workflows widergespiegelt; eine weitere Beobachtung, die die chaotische, fragmentierte Natur moderner Arbeit, die durch schlecht konzipierte digitale Tools angetrieben wird, perfekt zusammenfasst.
Gehirne als Computer, nicht Computer als Gehirne
Unsere Interaktion mit Computern wirkt oft unzusammenhängend, weil die heutigen Desktop-Oberflächen nicht mit dem Hauptaugenmerk auf die menschliche Produktivität entwickelt wurden. Sie entstanden vielmehr aus der Notwendigkeit, Informatikprobleme zu lösen, wie beispielsweise, wie man mehrere Programme gleichzeitig laufen lässt und sie auf einem einzigen Bildschirm reibungslos interagieren lässt. Dieser Ansatz steigerte zwar die Produktivität, indem er Computer benutzerfreundlicher machte, aber auf menschlicher Ebene ist die Arbeit mit ihnen immer noch schwierig. Aus meiner Sicht hängt die Zukunft der Arbeit von der Integration der Gehirnforschung in unsere Computerumgebungen ab. Wenn wir von Anfang an die Maximierung der menschlichen Kapazität priorisieren würden, würden unsere digitalen Tools ganz anders aussehen und eine nahtlose Zusammenarbeit ermöglichen und Multiplayer-Arbeitsmodi effektiv unterstützen.
Nehmen wir als Beispiel die Situationswahrnehmung. In digitalen Umgebungen ist sie für die Produktivität von Einzelpersonen und Unternehmen von entscheidender Bedeutung. Moderne Software kann uns über neue Nachrichten oder Änderungen in Dokumenten informieren, versteht aber nicht den Kontext, warum diese Aktualisierungen für uns wichtig sind, selbst wenn intelligente Filter ihr Bestes tun, um diese Rolle zu erfüllen. Dies zwingt uns, Benachrichtigungen zu sichten und zu entscheiden, was relevant ist, was oft zu einer Informationsüberflutung führt. Laut einer Studie von Stripe und Harris Poll sind Wissensarbeiter und nicht die Facharbeit, für die sie eingestellt wurden. Unser Gehirn ist evolutionär darauf angelegt, räumliche Zusammenhänge weitaus besser zu verstehen als abstrakte Tags oder Ordner. Daher ist es wichtig, dass wir Tools entwickeln, die mit unserer instinktiven Art des Sortierens und Priorisierens übereinstimmen.
Wertschöpfung durch sinnvolle Arbeit
Welchen unmittelbaren Nutzen hat die Neugestaltung unserer Computerumgebungen nach den Prinzipien der Gehirnforschung? Sie geht über inkrementelle Gewinne auf Aufgabenebene hinaus und kann das Potenzial sowohl des Einzelnen als auch der Organisation freisetzen. Eine bessere Abstimmung zwischen menschlichen kognitiven Prozessen und digitalen Tools kann beispielsweise unnötige Anstrengungen reduzieren und die sich durch fehlgeleitete Arbeit ergebende Verwirrung minimieren. Dies führt zu präziseren Arbeiten im ersten Durchgang, beschleunigt den Projektabschluss und schafft einen positiven Kreislauf der Produktivität. Zu oft sehe ich Teams, die gemeinsam in die falsche Richtung drängen: Effizienz und Ineffizienz. Auch dies ist mit einem erheblichen Wertverlust verbunden. Wenn Sie sich mehr für Zahlen interessieren, dann bedenken Sie, dass ein Bericht des IDC schätzte, dass – allein für die Fortune 500-Unternehmen –
Auf der Gehirnforschung basierende Computerumgebungen werden die Arbeitsweise von Unternehmen grundlegend verändern. Während herkömmliche Verbesserungen auf Aufgabenebene nur inkrementelle Gewinne bringen, verspricht die Abstimmung des menschlichen und des Computerverständnisses exponentielle Produktivitätssteigerungen. Eine ordnungsgemäße Abstimmung stellt sicher, dass die Mitarbeiter die richtigen Aufgaben erledigen, unnötige Anstrengungen reduziert werden und eine effizientere, innovativere Arbeitsumgebung geschaffen wird.
In der Zukunft der Arbeit sollte es nicht darum gehen, sich einen Vorsprung zu verschaffen, sondern eine Produktivitätskluft zu überwinden. Wenn wir die Integration der Gehirnforschung in die Informatik überdenken, eröffnen sich enorme, ungenutzte Möglichkeiten. Indem wir uns auf diese Bereiche konzentrieren, können wir eine beispiellose Produktivität und Kreativität in unserem Arbeitsumfeld freisetzen, eine engagiertere, effizientere und innovativere Belegschaft schaffen und echte betriebliche Spitzenleistungen erzielen.